Am 17. Oktober 2024 versammelten sich rund 80 Experten aus der Pharmaindustrie und dem Gesundheitswesen in Stuttgart, um sich über die neuesten Entwicklungen im Bereich der Arzneimittelrabattverträge auszutauschen. Die Fachtagung, organisiert von der PSE GmbH und der 1stLine GmbH, bot faszinierende Einblicke in technologische Innovationen und branchenrelevante Themen. Besonders überraschend war die Themenankündigung des erst am 30. September 2024 verabschiedeten Vergaberechtstransformationsgesetzes (VergRTransfG) durch PSE-Geschäftsführer Rainer Aufrecht – ein Gesetz, das den meisten Anwesenden noch unbekannt war und für lebhafte Diskussionen sorgte. So spannte die Tagung den Bogen von neuen rechtlichen Vorgaben über digitale Tools bis hin zu existenziellen Herausforderungen, mit denen Vor-Ort-Apotheken zu kämpfen haben, und setzte damit wichtige Impulse für die erfolgreiche Zusammenarbeit aller Akteure in der Arzneimittelversorgung.
Wegweisende Urteile und spannende Neuerungen im Vergaberecht
Die Vortragsreihe eröffnete Dr. Alexander Hübner , Rechtsanwalt und Fachanwalt für Vergaberecht, der auf den Bereich Health Care spezialisiert ist und regelmäßig pharmazeutische Unternehmen zu Rabattverträgen und dem Open-House-Modell berät, mit der Entscheidung des Oberlandesgerichts Düsseldorf vom 28. September 2022. Darin hat sich das Gericht der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs angeschlossen, nach welcher der Höchstwert der zu vergebenden Einzelverträge als Gesamtwert in der Bekanntmachung angegeben werden muss. Neben einem weiteren vom Referenten präsentierten Urteil des Bundesgerichtshofs vom 8. Februar 2024 zum Skontoverbot in § 2 der Arzneimittelpreisverordnung setzten auch die Urteile des OLG Düsseldorf zu Telemedizin I und II eifrige Debatten unter den Teilnehmern in Gang. In diesen Urteilen stehen die Anforderungen an die Eignungsprüfung und die Grenzen des Bietervertrauens im Mittelpunkt. Besonderes Interesse weckten auch die Praxistipps des Fachanwalts zum Referentenentwurf des Vergaberechtstransformationsgesetzes vom 30. September 2024, welches Regelungen wie die Möglichkeit, Bieter aus Drittstaaten vom Vergabeverfahren auszuschließen, sowie Maßnahmen zur Stärkung der Teilnahmemöglichkeiten für junge Unternehmen enthält.
Technologie trifft Strategie: Wie digitale Werkzeuge den Wettbewerb revolutionieren
Giovanni Auricchio, Business Analyst der PSE GmbH, stellte drei spezialisierte Datenbanken vor: den pse-Rabattvertragsmonitor®, den pse-publictender® und die pse-Patentschutzdatenbank®. Diese Systeme ermöglichen eine umfassende, synergetische Datenanalyse, die pharmazeutischen Anbietern wertvolle strategische Einblicke bietet. Insbesondere die Dashboard-Analyse mit pse-publictender® gilt als innovatives Werkzeug für die Datenaufbereitung, das die strategische Planung von Rabattverträgen im Wettbewerb unterstützt. So ermöglichen die hauseigenen Tools der PSE GmbH exakte Kalkulationen von Angeboten für Rabattverträge aller Krankenkassen und bieten maßgeschneiderte Auswertungen für Akteure im Gesundheitswesen. Auricchio schloss mit der klaren Botschaft: Die PSE GmbH vereint das nötige Know-how und fortschrittlichste Tools, um Unternehmen beim Markteintritt sowie im Vergabeprozess zielgerichtete Hilfestellungen anzubieten.
Praktische Einblicke in die Arzneimittelversorgung aus Krankenkassen-Perspektive
Sven Seißelberg , Apotheker und Vertreter der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), beleuchtete die aktuellen Herausforderungen der Arzneimittelversorgung aus der Sicht der Krankenkassen und stellte die KKH als verlässlichen Vertragspartner für die Umsetzung von Verträgen im Arzneimittelbereich vor. Diskutiert wurden brisante Themen wie Lieferausfälle, Nachhaltigkeit und die Transparenz der Erstattungsbeiträge. Besonders spannend war der innovative Ansatz Seißelbergs in der Präsentation: Mithilfe einer künstlichen Intelligenz analysierte er die Zukunft der GKV-Arzneimittelversorgung und ließ die KI definieren, wie ein optimaler Rabattvertrag aussehen könnte. Trotz des digitalen Fortschritts betonte der erfahrene Pharmazeut, dass alle Stakeholder zusammenarbeiten müssten und Fachtagungen wie diese sehr wichtig seien, um den Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren zu fördern.
Künstliche Intelligenz als Game-Changer in der Datenanalyse
Ingo Hueser, Geschäftsführer der 1stLine GmbH, präsentierte am Beispiel des neuen 1stLine Price Analyzers©, wie künstliche Intelligenz bereits Einzug in die Geschäftsdatenanalyse gehalten hat. Er wies darauf hin, dass aktuell etwa 80 Prozent der in Unternehmen vorhandenen Daten unstrukturiert vorliegen, beispielsweise in Formaten wie PDF, DOC, TXT oder HTML. Er erläuterte, wie Betriebe in Zukunft unstrukturierte und strukturierte Daten mithilfe von KI zusammenführen können, um beispielsweise die Rabattabrechnungen der Krankenkassen automatisiert zu prüfen – ganz ohne die kostenintensive Entwicklung komplexer Algorithmen.
Vor-Ort-Apotheken im Spannungsfeld von Kostendruck und Kundennähe
Den letzten Vortrag der Veranstaltung hielt Apotheker Dr. Matthias Kuehnle , der auf die akuten Herausforderungen der Vor-Ort-Apotheken in Deutschland einging. Er begann optimistisch mit einer Betrachtung des elektronischen Rezepts, bevor er die prekäre wirtschaftliche Lage der Apotheken skizzierte. Besonders besorgniserregend sei die seit zwei Jahrzehnten unveränderte Honorarstruktur für verschreibungspflichtige Arzneimittel, die zusammen mit steigenden Betriebskosten zu einem Anstieg der Apothekenschließungen führt. Kühnle prognostizierte, dass die Zahl der Apotheken bis Ende 2024 auf ein alarmierendes Tief von nur noch 17.000 fallen könnte. Er forderte die politischen Entscheidungsträger auf, dringend notwendige Reformen einzuleiten, um den Fortbestand der Apotheken zu gewährleisten und die Digitalisierung im Gesundheitswesen sowie die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung voranzutreiben.
Tagungsabschluss mit Symbolkraft: So ebnen starke Partnerschaften den Weg in die Zukunft
Rainer Aufrecht, der als Moderator souverän durch die Veranstaltung führte, setzte mit einem inspirierenden Vergleich den Schlusspunkt. Er zog Parallelen zwischen den Maßgaben in der Arzneimittelversorgung und den Anforderungen des Regattasports – einem Bereich, den die PSE GmbH bereits seit mehreren Jahren aktiv unterstützt. So wie im Segelsport Präzision, Ausdauer und Teamarbeit über den Erfolg entscheiden, seien auch in der Pharmaindustrie diese Qualitäten von zentraler Bedeutung. Speziell hob er die Partnerschaft der PSE GmbH mit der französischen Seglerin Violette Dorange hervor, die im November 2024 als bisher jüngste Teilnehmerin der Vendée Globe, einem Nonstop-Einhand-Yachtrennen um die Welt, Geschichte schreiben wird. Beim Rennstart in Sables d’Olonne wird Aufrecht persönlich vor Ort sein, um die Sportlerin in diesem historischen Moment zu unterstützen.
Mit diesem Bild schloss die Tagung, welche erneut wichtige Impulse für die Branche setzte und zeigte, wie innovative Ansätze und starke Partnerschaften den Weg in die Zukunft ebnen können. Einen besonderen Dank richteten die Veranstalter, PSE und 1stLine, abschließend an die Referenten und Teilnehmer, die mit ihren wertvollen Beiträgen und anregenden Diskussionen die Veranstaltung zu einem vollen Erfolg machten.
Pressekontakt: Carina D. Bukenberger | c.bukenberger@leonarto.de