Zum zehnten Mal jährte sich 2017 der Beschluss, dass Arzneimittel von gesetzlichen Krankenversicherungen europäisch ausgeschrieben werden müssen. Feierlaune anlässlich dieses Jubiläums sucht man bei den pharmazeutischen Anbietern aber vergeblich: Sie sind seither gezwungen, regelmäßig hohe Rabattzahlungen an die GKV zu entrichten und damit ihre eigenen Ergebnisse aus dem operativen Geschäft zu belasten.
Die Ausschreibung von Rabattverträgen ist ein spannendes, aber auch sehr komplexes Thema. Um als Anbieter auf dem Markt zielsicher und kompetent agieren zu können, gilt es viele Einzeldisziplinen zu beherrschen, denen das inhabergeführte Unternehmen PSE – Pharma Solutions Europe und 1stLine e.K. auf einer gemeinsamen Kundentagung am 05.Oktober im Mövenpick Hotel am Stuttgarter Flughafen einige ausgesuchte Fachvorträge widmeten. Rund 40 Teilnehmer aus der Pharmaindustrie waren gespannt auf Themenblöcke wie Vergaberecht, Vertrags- und Abrechnungscontrolling und die neue PSE-Patentschutzdatenbank®.
Wichtige Streitfragen, die in der gerichtlichen Nachprüfung von Vergabeverfahren aktuell diskutiert werden, stellte Rechtsanwalt Dr. Hübner aus der Kanzlei HAVER & MAILÄNDER (Stuttgart/Brüssel) vor. Dr. Hübner zählt zu den ersten und noch immer wenigen Fachanwälten für Vergaberecht in Deutschland, was angesichts der Problematik, die das Thema mit sich bringt, überraschen mag: Das seit April 2016 anzuwendende neue deutsche Vergaberecht hat entgegen der versprochenen Vereinfachung und Erleichterung zu einem signifikanten Anstieg der Nachprüfungen vor den Vergabekammern geführt. So werden häufig, aber häufig auch erfolglos, Verlängerungen von Rabattvereinbarungen in Open House-Verfahren angegriffen. Doch wie verhält man sich nun als Bewerber, wenn eine Krankenkasse in einem Open House- oder regulären Vergabeverfahren die Leistungsbeschreibung erst nach Übermittlung der Eignungsnachweise freischaltet? Neben Antworten auf diese und weitere Praxisfragen, wies Rechtsanwalt Dr. Hübner auf eine zum Jahreswechsel erwartete EuGH-Entscheidung hin, die von Pharmaherstellern bereits mit Spannung erwartet wird. Der Generalanwalt beim EuGH, dem sich das Luxemburger Richterkollegium häufig anzuschließen pflegt, äußerte sich bereits zugunsten der Pharmahersteller: Sie sollen künftig die Bemessungsgrundlage für die von ihnen an das Finanzamt abzuführende Umsatzsteuer um die Beiträge mindern, die sie den privaten Krankenversicherungen nach dem Arzneimittelrabattgesetz erstatten. Dies bedeutet effektiv eine Minderung der an den Fiskus abzuführenden Umsatzsteuer um 19% der an die privaten Krankenversicherer geleisteten Rabatte. Während eine solche Minderung der umsatzsteuerlichen Bemessungsgrundlage im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung längst praktiziert wird, sind sich die Finanzämter bislang überwiegend einig, dass diese im PKV-Sektor nicht zur Anwendung kommen wird.
Auch der Market-Access-Bereich ist ein hartes Pflaster. Ingo Hüser, Inhaber von 1stLine e.K., unterstützt pharmazeutische Anbieter mit vollautomatisierten Business-Intelligence-Lösungen: “Wir können das Tender-Management mittlerweile ganz erheblich von zeitraubenden Routine- und Nebentätigkeiten befreien.”, meint Hüser. “Die Pharmaindustrie braucht professionelle Lösungen für das Controlling, da durch die Beschleunigung der Vergabeverfahren auch die Entscheidungsprozesse auf Managementebene in immer kürzerer Zeit ablaufen müssen.” Unter anderem präsentierte er live eine Anwendung, die das Einlesen und Prüfen von Rabattabrechnungen der Kostenträger vollautomatisiert übernimmt. Auch die Abrechnungen der Apothekenrechenzentren können auf diese Weise schnell und simpel zur Prüfung der Herstellerrabatte eingelesen werden. Mit dieser vollautomatisierten Lösung für derart komplexe Prozesse gilt 1stLine e.K. als absoluter Vorreiter auf dem Markt.
Gespannt wartete das Publikum auch auf den Vortrag zur jüngsten Produktentwicklung aus dem Hause PSE: Falk Rohland, Analyst von PSE – Pharma Solutions Europe, präsentierte die neue PSE-Patentschutzdatenbank®. Mithilfe dieses innovativen Werkzeugs können pharmazeutische Anbieter sämtliche bestehenden und auslaufenden Schutzrechte von Arzneiwirkstoffen uneingeschränkt überblicken und so das Lifecycle-Management von Fertigarzneimitteln bestmöglich planen und gestalten. Als Anbieter gilt es hier besonders wachsam zu sein, da die ausschreibenden Stellen selbst die Patentschutzsituation mutmaßlich nicht immer richtig erkennen. So kann es vorkommen, dass auch Wirkstoffe mit noch aktiven Schutzrechten für bestimmte Anwendungsgebiete für den generischen Markt ausgeschrieben werden. Damit läuft der Originalanbieter potentiell Gefahr, im Bereich seiner noch geschützten Indikatoren quasi unkontrollierbar durch einen Rabattvertrag substituiert zu werden. Beispielsweise kann die Laufzeit eines Grundpatents durch diverse Merkmale wie Orphan-Drug-Status, Kinderarzneimittel etc. auf Antrag beim DPMA verlängert werden. Ebenfalls kann trotz der Familienbeziehung eines Grundpatents und der Patentfamilie nicht immer lediglich der Wirkstoffname zur Recherche verwendet werden. In der Tat existieren einige Faktoren, die diesen Prozess potentiell erschweren: Neben den abweichenden Bezeichnungen, beispielsweise bei Indikationen, können auch absichtliche oder unabsichtliche Schreibfehler, abweichende Schreibweisen, chemische Formeln, die Nennung von Wirkstärken, oder gar ein Inhaberwechsel, zu schlechter Erkennbarkeit und Interpretationsfehlern führen. Genau hier setzt die PSE-Patentschutzdatenbank® an: Sie ermöglicht eine benutzergerechte Suche nach den Patentausläufern über das Arzneimittel selbst, seine Wirkstoffe und den ATC-Code.
Mit dieser Neuentwicklung im Gepäck, beging das inhabergeführte Unternehmen PSE – Pharma Solutions Europe die Kundentagung in bester Laune, denn hier erlebt man im Oktober 2017 ein durchaus freudiges Jubiläum: Das Unternehmen feiert sein 10-jähriges Bestehen als Experte im Bereich der Arzneimittelausschreibungen. So fand die Fachtagung ihren Abschluss schließlich in einer gemütlichen Geburtstagsfeier, bei der man sogleich auf die nächsten 10 Jahre PSE – Pharma Solutions Europe anstieß.